Diese Vatnik-Suppe bespricht das autokratische Konzept „Guter Zar, böse Bojaren“: die Annahme, dass der Herrscher weise & gerecht ist, aber von korrupten Beratern sabotiert wird. Dieses Narrativ schützt den Herrscher & wird sowohl von Putin als auch von Trump verwendet.
Der Ausdruck „Guter Zar, böse Bojaren“ (Царь хороший, бояре плохие), oder naiver Monarchismus, bezieht sich auf eine alte Idee in der 🇷🇺 politischen Kultur: Der Herrscher ist gut & wohlwollend, aber seine Berater sind korrupt, inkompetent & für alle Fiaskos verantwortlich.
Alle positiven Maßnahmen der Regierung werden als Errungenschaften des wohlwollenden Herrschers angesehen, während alle negativen Maßnahmen als Folge des Handelns untergeordneter Beamter oder „Bojaren“ ohne Zustimmung des Herrschers konstruiert werden.
Die Idee schützt den Führer vor Kritik, indem sie Schuld auf seine Untergebenen abschiebt. Sie stammt ursprünglich aus dem 🇷🇺 Reich, wurde aber auch von sowjetischen Führern (Chruschtschows geheime Rede war die schockierende Ausnahme) & heute von Wladimir Putin genutzt.
In der Sowjetunion war es „guter Führer mit schlechten Beratern“. Unter Stalins Großem Terror schrieben ihm die Opfer Briefe wie „Genosse Stalin, es ist ein schrecklicher Fehler passiert“, hoffend er würde etwas tun, wenn er davon wüsste. Aber er hatte es selbst angeordnet.
Seit Putin 1999 an die Macht kam, prägt die Idee vom „guten Zaren & den bösen Bojaren“ sein öffentliches Image. Er präsentiert sich als gerechter Führer, der von korrupten Beamten untergraben wird. Er demütigt diese oft öffentlich, um zu zeigen, dass er über ihnen steht.
Selbst die Wagner-Rebellion 2023 glaubte an den „guten Zaren & die bösen Bojaren“. Prigoschin behauptete, Putin sei zur Invasion der 🇺🇦 verleitet worden. Er sah ihn als einen gutwilligen Führer, der von Oligarchen & inkompetenten Generälen wie Schoigu getäuscht wurde.
In den USA hat Trump auch seine Version. Seine Fans sehen ihn als einsamen Kämpfer, der von korrupten Insidern verraten wurde: Deep State, falsche Republikanern, Globalisten, etc. Der Slogan „Drain the swamp“ (Den Sumpf trockenlegen) stärkt das Bild des reinen Führers.
Wenn politische Aktionen scheitern oder Skandale bekannt werden, gibt Trump anderen die Schuld. Selbst enge Verbündete wie Mike Pence & William Barr wurden als Verräter abgestempelt. Trump bleibt „sauber & rein“, während andere als schwach & korrupt bezeichnet werden.
Trump wendet sich oft gegen „böse Bojaren“, die er selbst ernannt hat. Er drohte den Vorsitzenden der Federal Reserve, Jerome Powell, zu entlassen, da dieser nicht seinen wirtschaftlichen Ideen zustimmte, obwohl er ihn 2017 nominiert & als „guten Mann“ bezeichnet hat.
Trump wechselte in seiner 1. Amtszeit schnell Mitarbeiter; bei 2018 war fast die 1/2 der Spitzenpositionen im Weißen Haus umbesetzt. Heute ist fast niemand mehr aus dem ursprünglichen Kreis übrig. Viele ehem. Verbündete distanzierten sich oder wurden Ziel seiner Angriffe.
In seiner 2. Amtszeit umgibt sich Trump ausschließlich mit Ja-Sagern. MAGA-nahe Thinktanks wie die Heritage Foundation unterstützen dieses Modell und fordern Massenentlassungen, Loyalitätstests und die vollständige Kontrolle des Präsidenten über die Bundesbürokratie.
Projekt 2025 umreißt diesen Plan glasklar: Ausbau der Machtbefugnisse des Präsidenten, Säuberung des öffentlichen Dienstes, & Austausch von Richtern, die Trumps Verordnungen blockieren. Das Ziel ist eine Regierung wo nur Loyalität zählt. Amerikas „zaristisches“ Modell.
Trumps kultähnlicher Status unter MAGA-Anhängern sorgt dafür, dass jeder, den er entlässt oder verleugnet, als Verräter abgestempelt wird. Er selbst wird selten in Frage gestellt. Die Schuld trifft die „bösen Bojaren”, was sein Image als weiser & unfehlbarer Führer stärkt.
Wie in 🇷🇺 will Trump ein führer-zentriertes System aufbauen, in dem der Präsident niemals die Schuld trägt. Wenn etwas schiefgeht, sind es die Bojaren – oft Podcaster, Pseudo-Experten, politische Verbündete oder junge Bürokraten mit wenig Erfahrung.
Der Zar ist immer gut.
Unterdessen verlangt das System des „guten Zaren“ in 🇷🇺 absolute Loyalität. Selbst Spitzenbeamte können nicht einfach zurücktreten. Elvira Nabiullina, Chefin der Zentralbank, soll nach der Invasion der 🇺🇦 versucht haben, zurückzutreten, aber Putin zwang sie zu bleiben.
Putin verlangt bedingungslose Loyalität. Die, die versagen oder in Ungnade fallen, werden oft verhaftet oder sterben unter mysteriösen Umständen. Es gibt auch Gerüchte, dass Außenminister Sergei Lawrow mehrfach um seinen Rücktritt gebeten hat, was Putin ablehnte.
Die Bojaren haben keine Wahl, sie MÜSSEN bleiben & schlecht sein. Dies dient einem doppelten Zweck: Es lässt Putin moderater erscheinen & schützt alle, weil sie zu verstört sind, um eine ernsthafte Konkurrenz für den Zaren darzustellen. Handlanger wie Lawrow & Medwedew…
…stärken durch ihre Fehltritte Putins Status. Sie machen provokative Aussagen oder äußern absurde Drohungen, zB Atomkrieg oder Invasion Polens. Putin schreitet dann als Stimme der Vernunft ein, zügelt seine Bojaren & zwingt sie, sich zu entschuldigen.
Der Zar ist gut.
Fazit: Trump & Putin nutzen beide das Modell „Guter Zar, böse Bojaren”, um ein System aufzubauen, wo sie nie Schuld haben. Fiaskos werden Beratern, Bürokraten oder erfundenen Feinden angelastet. Erfolge, echt oder inszeniert, werden ihrer Stärke & Weisheit zugeschrieben.
Die 2. Auflage von „Vatnik Soup – The Ultimate Guide to Russian Disinformation” ist offiziell erschienen! Das Buch ist in englischer Sprache.